Gedenktafel in der Gedenkstätte Ravensbrück erinnert an die Inhaftierten des 20. Juli 1944
In der Gedenkstätte Ravensbrück ist in Anwesenheit zahlreicher Angehöriger eine Gedenktafel für die Verschwörer des 20. Juli 1944 eingeweiht worden, die im KZ Ravensbrück und in der benachbarten Sicherheitspolizeischule in Drögen inhaftiert waren. Die Gedenktafel, die sich im Bereich des Neuen Gedenkortes an der westlichen Lagermauer befindet, wurde von der Stiftung 20. Juli 1944 gestiftet.
„Ravensbrück und Drögen hängen auf vielfältige Weise mit dem Widerstandsgeschehen in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur zusammen", sagt Elisabeth Ruge, Vorstandsmitglied der Stiftung 20. Juli 1944. Mittlerweile habe sich ein wichtiger Forschungsschwerpunkt herausgebildet, und so sei es an der Zeit, der an diesem Ort inhaftierten und gefolterten Beteiligten am Umsturzversuch zu gedenken.
Auf der schlichten Steintafel stehen Verse aus dem Psalm 124: ‚Unsre Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Stricke des Voglers; der Strick ist zerrissen, und wir sind los.‘ "Die Verse erscheinen uns geeignet, etwas weiter auszugreifen und allgemein die Hoffnung auf einen Moment der Rückversicherung und des Trostes durch ein Erspüren einer inneren Freiheit auszusprechen – auch in Hinwendung an die vielen an diesem Ort gefangenen, gefolterten, ermordeten Menschen", sagt Ruge.
Gedenkstättenleiterin Andrea Genest erklärt: „Ich bin der Stiftung 20. Juli dankbar für ihre Initiative, der in Ravensbrück und Drögen inhaftierten und verhörten Angehörigen aus den Gruppen der am Umsturzversuch des 20. Juli 1944 beteiligten Zivilisten und Offiziere auch hier an diesem Ort zu gedenken. Es ist eine bislang wenig beachtete Gruppe im Lager, die aber zur facettenreichen Geschichte des Konzentrationslagers Ravensbrück gehört.“
In den Tagen unmittelbar nach dem gescheiterten Umsturzversuch des 20. Juli 1944 wurden einige der festgenommenen Verschwörer zu Verhören in die nahe Fürstenberg gelegene Sicherheitspolizeischule Drögen sowie in den Zellenbau des KZ Ravensbrück überführt. Etliche der Gefangenen wurden anschließend nach Berlin zurückgebracht, wo sie in Schauprozessen vom Präsidenten des „Volksgerichtshofes“ Roland Freisler zum Tode verurteilt und anschließend hingerichtet wurden.
Schon Anfang 1944 war in Drögen die „Sonderkommission Lange“ untergebracht worden, wo festgenommene Widerständlerinnen und Widerständler u. a. aus den Kreisen um Johanna Solf oder Helmuth James von Moltke teilweise unter Folter verhört wurden. Auf Befehl der Gestapo wurden am Abend des 20. Juli 1944 SS-Einheiten aus Drögen nach Berlin abkommandiert. In den Tagen darauf brachte die Gestapo u.a. Ulrich von Hassell, Julius Leber, Ewald Heinrich von Kleist, Theodor Haubach, Fritz-Dietlof von der Schulenburg, Wilhelm Canaris und Peter Yorck von Wartenburg zu Vernehmungen nach Drögen und Ravensbrück.
Einige Angehörige der Widerstandskämpfer wie beispielsweise Nina von Stauffenberg, die Ehefrau des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, verbrachten einen Teil ihrer Sippenhaft in völliger Isolation im Zellenbau von Ravensbrück.