Stellungnahme gegen evangelikale Rechte

„Die Stiftung 20. Juli 1944 distanziert sich entschieden von der Instrumentalisierung Dietrich Bonhoeffers durch nationalistische Evangelikale in den USA. Bereits seit einigen Jahren manipuliert eine Gruppe um den Bonhoeffer-Biographen, Fox NewsKommentator und Trump-Vertrauten Eric Metaxas gezielt das Werk und Leben des deutschen Widerstandskämpfers. So wie Bonhoeffer gegen das Nazi-Regime gekämpft habe, müsse heute Widerstand geleistet werden gegen einen woken Zeitgeist, ein linkes Establishment und die demokratische Regierung um Joe Biden, die von Metaxas mit dem NS-Regime gleichgesetzt wird. Große Teile der nationalistischen Evangelikalen nahmen diese Argumentation auf und benutzen den für Frieden einstehende Bonhoeffer zur Rechtfertigung ihrer eigenen gewaltbereiten politischen Agenda.

Ein neuer Höhepunkt in dieser gezielten Umdeutung ist mit dem in diesen Tagen in den USA anlaufenden Film Bonhoeffer: Pastor. Spy. Assassin erreicht. Schon das Plakat, das Bonhoeffer mit einer Pistole in der Hand zeigt, rückt den Theologen in ein falsches Licht. Auch der Film selbst verstört. Bonhoeffer wird hier nicht nur zum jesusähnlichen Märtyrer stilisiert, die Autoren legen ihm auch Schlagwörter der rechtsradikalen Freikorpsbewegung in den Mund („My country was invaded from within“), die mittlerweile auch in den Reden Donald Trumps und seines Umfelds Eingang finden.

Dem Vorstand und Kuratorium der Stiftung 20. Juli 1944 ist wichtig, klarzustellen: Der Widerstand Dietrich Bonhoeffers war wie der seines Bruders Klaus und seiner Schwäger Hans von Dohnanyi und Rüdiger Schleicher gegen eine totalitäre Ideologie gerichtet, die auf Hass, Intoleranz, Ausgrenzung und Vernichtung abzielte. Bonhoeffers Leben und Werk war geprägt von einer christlichen Ethik, die die das Gebot der Nächstenliebe, die Würde des Menschen, die Verantwortung vor Gott und jede Ablehnung von Gewalt und Unterdrückung betont. Seine Beteiligung am Widerstand des 20. Juli war von der Überzeugung getragen, dass es notwendig ist, dem „Rad in die Speichen zu fallen“, wenn der Staat Unrecht und Verbrechen begeht.

Dietrich Bonhoeffer würde sich niemals mit einer Bewegung einverstanden erklären, die auf Lügen, Spaltung und Gewalt setzt. Es ist zutiefst respektlos, sein Leben und Werk für politische Zwecke zu missbrauchen, die seinen Überzeugungen diametral entgegengesetzt sind. Die Nachkommen der sieben Geschwister Dietrich Bonhoeffers haben sich in einem offenen Brief der Instrumentalisierung entgegengestellt. Zudem haben zahlreiche Theologen und Historiker einen Aufruf gegen die historische Verfälschung Bonhoeffers gestartet. Wir schließen uns beiden Petitionen an.“

Stiftung 20. Juli 1944