"Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser […] Offiziere“ ?

So wütete Hitler in seiner Rundfunkansprache in der Nacht zum 21. Juli 1944 – und das propagandistische Narrativ vom konservativen Offizierskomplott hat sich seitdem hartnäckig behauptet. Zu Unrecht.

Widerstand leisteten während der nationalsozialistischen Diktatur nicht viele, aber doch mehr als die meisten von uns wissen. Attentat und Staatsstreich konnten nur aus den Reihen der Armee erfolgen. Doch für die geplante Neuordnung Deutschlands zeigten sich vor allem zivile Widerstandskreise verantwortlich – und das in einem breiten Bündnis, zu dem neben Konservativen genauso Menschen aus dem Arbeiterwiderstand, darunter Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschafter, gehörten. 

Sie gingen pragmatisch vor und zeigten in der Bereitschaft, ideologische Grenzen zu vernachlässigen, eine Offenheit, die im Gegensatz zur späteren Erinnerungskultur in beiden deutschen Staaten steht. Hier wurde lange Zeit vor allem „sortiert“, wodurch eben jene Grenzen gezogen wurden, die die zur gemeinsamen Tat Entschlossenen überwunden hatten. 

Matthias Brandt wird am 20. Juli 2025 in der Gedenkstätte Plötzensee sprechen. Über seinen Vater Willy Brandt und seine Mutter Rut, beide aktive Nazi-Gegner. Über die bedeutende Rolle des Arbeiter- und Gewerkschaftswiderstands im Kampf gegen das NS-Regime. Und über jene bemerkenswert heterogene Gruppe von Menschen, die im Sommer 1944 versuchten, das Blatt zu wenden.