Berlin lebt mit der Geschichte

Christine Bergmann

Berlin lebt mit der Geschichte

Ansprache der Bürgermeisterin von Berlin Dr. Christine Bergmann am 19. Juli 1995 im Berliner Rathaus

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

im Namen des Regierenden Bürgermeisters von Berlin heiße ich Sie sehr herzlich willkommen. Wieder treffen wir zusammen, um eines wichtigen Ereignisses in der deutschen Geschichte zu gedenken. Und wieder einmal haben wir Gelegenheit, uns mit einem Kapitel der deutschen Geschichte zu befassen, das gleichzeitig ein wichtiges Kapitel Berliner Geschichte ist – dem Widerstand gegen Hitler und den Nationalsozialismus vom 20. Juli 1944.

Berlin war Ausgangspunkt des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte, Berlin war Ort des wohl aussichtsreichsten Widerstandes gegen Hitler, in Berlin wurde der Zweite Weltkrieg faktisch beendet, Berlin war das Symbol der Teilung Deutschlands, Europas und der Welt in der Nachkriegszeit, in Berlin wurde die Wiedervereinigung Deutschlands feierlich begangen. Und heute ist Berlin Symbol der Einheit in Frieden und Freiheit.

Berlin also lebt mit der Geschichte – nicht von oder durch die Geschichte. Keine andere Stadt in Deutschland hatte soviel Anlass, sich mit den Irrungen und Wirrungen der Weltpolitik zu befassen. Dieses Wissen um die Vergangenheit hat den Berlinern ein Wissen um und ein Gefühl für den Wert der Freiheit gegeben. Es hat ihnen Kraft und Idealismus für die Verteidigung von Freiheit und Demokratie verliehen. Und sie haben gelernt, vor diesem Idealismus mit klarem und nüchternem Realismus zu handeln.

Die Stadt, die zur Hauptstadt für alle Deutschen bestimmt wurde und Hauptstadt für alle Deutschen sein will, entsteht an vielen Ecken neu. Doch diese Entwicklung ist getragen von dem Willen, eine Hauptstadt eines europäischen Landes zu sein, zu deren Tugenden Toleranz, Augenmaß und Zivilcourage gehören.

In diesem Sinne heiße ich Sie noch einmal sehr herzlich in Berlin willkommen.





Weitere Reden

19.07.1995
 Dieter Thomas
Dieter Thomas