Dann ehren wir unsere Toten, dann dienen wir Deutschland in der rechten Weise!
Walter Bauer
Dann ehren wir unsere Toten, dann dienen wir Deutschland in der rechten Weise!
Ansprache von Dr. Walter Bauer, Stiftung „Hilfswerk 20. Juli 1944“, am 19. Juli 1960 in der Gedenkstätte Plötzensee, Berlin
Im Namen der im „Hilfswerk 20. Juli 1944“ vereinigten Hinterbliebenen und Überlebenden danke ich dem Senat von Berlin, insbesondere den anwesenden Herren: amtierender Bürgermeister Amrehn und Senator für Inneres Lipschitz, für die Veranstaltung dieser Feier. Ich danke Herrn Minister Lemmer für seine bewegende Rede zum Gedächtnis unserer Toten.
Wir danken dem Herrn Bundespräsidenten, der Bundesregierung, dem Bundestag für ihr Gedenken, aber auch für die Hilfe, die sie denjenigen Hinterbliebenen und Überlebenden angedeihen lassen, für die nicht anderweitig gesorgt ist. Mit diesem Gedenken und dieser Hilfe bekunden Bundesrepublik und Berlin den Opfern des 20. Juli 1944 Verehrung und Dank.
Sie bezeugen dadurch: Die Tat vom 20. Juli 1944 – dieser tragische Versuch einer Minderheit, das Unrechtregime des Nationalsozialismus zu beseitigen, die Voraussetzung für eine Beendigung des von Hitler freventlich begonnenen Krieges zu schaffen und Vaterland und Europa zu retten – diese Tat sei moralisch und politisch notwendig gewesen.
Die Tat ist gescheitert. Viel Leid und Not mussten unsere toten Freunde, mussten ihre und unsere Angehörigen, mussten wir erleiden. Und doch hat der Widerstand gegen das Regime des Unrechts Sinn und Wirkung gehabt: Er zeigte die Existenz des „anderen“ Deutschland, er trug zur Reinigung des deutschen Namens unter den Völkern bei, er ermöglichte den raschen Wiederaufbau im westlichen Teil unseres Vaterlandes und dieser Stadt, er ging ein in Substanz und Würde unseres freiheitlichen Staates.
Wir haben daher an dieser Stätte immer wieder Dank zu sagen: Dank – nicht bloß als die zurückgebliebenen Angehörigen, Freunde und Kameraden den uns persönlich Verbundenen, sondern auch als: Glieder unseres Vaterlandes, unseres Staates denen, die sich geopfert haben, auf dass wir in Freiheit leben. Freilich: Bekunden wir unsere Verbundenheit, unseren Dank auch in dem, was wir als Einzelne, als Volk sind und tun?
Bezeugen wir in unserer Gesellschaft des Wohlstandes, des Überflusses angemessen den Glauben, die Opferbereitschaft, die Verpflichtung gegenüber dem Ganzen von Volk und Land im Kampf um Freiheit, Menschlichkeit und Frieden in der Welt, im Ringen um die friedliche Zusammenführung der getrennten Teile unseres Landes in echter Selbstbestimmung, in der Verwirklichung von Recht und Gerechtigkeit – so wie unserer toten Freunde Vermächtnis es verlangt?
Die Frage stellen heißt, einem Unbehagen, einer Sorge Ausdruck geben: dass steigender Wohlstand in dem einen Teil unseres Vaterlandes mehr begleitet zu sein scheint vom Verlangen der Einzelnen und der einzelnen Gruppen nach noch mehr, als von der entschlossenen Bereitschaft, die Kräfte der Freiheit tätig und durch Opfer zu fördern, dass über einer Vielzahl von partikularen Interessen, durch Bequemlichkeit und Kurzsichtigkeit nüchterner Blick und wacher Sinn für die großen Ziele, für Rangordnung von Werten und Aufgaben, für die rechten Mittel und notwendigen Verzichte abhanden zu gehen droht. Dabei verlangen die Weltlage und unsere spezielle Situation gerade dies von uns.
Besinnung auf Motive, Ziele, Tat und Folgen des 20. Juli 1944 gibt Antwort und Orientierung: unbeschadet aller natürlichen und aller in den damaligen außergewöhnlichen Umständen begründeten Unterschiede: Die Triebkräfte für das Tun der meisten unserer Toten, für den Aufstand des Gewissens waren: transzendente Bindung, Glaube, Menschlichkeit, Liebe zum Vaterland.
Lasst uns in gleicher Gesinnung, im Versuch gleicher Haltung, mit Courage und Zivilcourage die Aufgaben des Tages erfüllen! Dann ehren wir unsere Toten, dann dienen wir Deutschland in der rechten Weise!
Dann ehren wir unsere Toten, dann dienen wir Deutschland in der rechten Weise!
Ansprache von Dr. Walter Bauer, Stiftung „Hilfswerk 20. Juli 1944“, am 19. Juli 1960 in der Gedenkstätte Plötzensee, Berlin
Im Namen der im „Hilfswerk 20. Juli 1944“ vereinigten Hinterbliebenen und Überlebenden danke ich dem Senat von Berlin, insbesondere den anwesenden Herren: amtierender Bürgermeister Amrehn und Senator für Inneres Lipschitz, für die Veranstaltung dieser Feier. Ich danke Herrn Minister Lemmer für seine bewegende Rede zum Gedächtnis unserer Toten.
Wir danken dem Herrn Bundespräsidenten, der Bundesregierung, dem Bundestag für ihr Gedenken, aber auch für die Hilfe, die sie denjenigen Hinterbliebenen und Überlebenden angedeihen lassen, für die nicht anderweitig gesorgt ist. Mit diesem Gedenken und dieser Hilfe bekunden Bundesrepublik und Berlin den Opfern des 20. Juli 1944 Verehrung und Dank.
Sie bezeugen dadurch: Die Tat vom 20. Juli 1944 – dieser tragische Versuch einer Minderheit, das Unrechtregime des Nationalsozialismus zu beseitigen, die Voraussetzung für eine Beendigung des von Hitler freventlich begonnenen Krieges zu schaffen und Vaterland und Europa zu retten – diese Tat sei moralisch und politisch notwendig gewesen.
Die Tat ist gescheitert. Viel Leid und Not mussten unsere toten Freunde, mussten ihre und unsere Angehörigen, mussten wir erleiden. Und doch hat der Widerstand gegen das Regime des Unrechts Sinn und Wirkung gehabt: Er zeigte die Existenz des „anderen“ Deutschland, er trug zur Reinigung des deutschen Namens unter den Völkern bei, er ermöglichte den raschen Wiederaufbau im westlichen Teil unseres Vaterlandes und dieser Stadt, er ging ein in Substanz und Würde unseres freiheitlichen Staates.
Wir haben daher an dieser Stätte immer wieder Dank zu sagen: Dank – nicht bloß als die zurückgebliebenen Angehörigen, Freunde und Kameraden den uns persönlich Verbundenen, sondern auch als: Glieder unseres Vaterlandes, unseres Staates denen, die sich geopfert haben, auf dass wir in Freiheit leben. Freilich: Bekunden wir unsere Verbundenheit, unseren Dank auch in dem, was wir als Einzelne, als Volk sind und tun?
Bezeugen wir in unserer Gesellschaft des Wohlstandes, des Überflusses angemessen den Glauben, die Opferbereitschaft, die Verpflichtung gegenüber dem Ganzen von Volk und Land im Kampf um Freiheit, Menschlichkeit und Frieden in der Welt, im Ringen um die friedliche Zusammenführung der getrennten Teile unseres Landes in echter Selbstbestimmung, in der Verwirklichung von Recht und Gerechtigkeit – so wie unserer toten Freunde Vermächtnis es verlangt?
Die Frage stellen heißt, einem Unbehagen, einer Sorge Ausdruck geben: dass steigender Wohlstand in dem einen Teil unseres Vaterlandes mehr begleitet zu sein scheint vom Verlangen der Einzelnen und der einzelnen Gruppen nach noch mehr, als von der entschlossenen Bereitschaft, die Kräfte der Freiheit tätig und durch Opfer zu fördern, dass über einer Vielzahl von partikularen Interessen, durch Bequemlichkeit und Kurzsichtigkeit nüchterner Blick und wacher Sinn für die großen Ziele, für Rangordnung von Werten und Aufgaben, für die rechten Mittel und notwendigen Verzichte abhanden zu gehen droht. Dabei verlangen die Weltlage und unsere spezielle Situation gerade dies von uns.
Besinnung auf Motive, Ziele, Tat und Folgen des 20. Juli 1944 gibt Antwort und Orientierung: unbeschadet aller natürlichen und aller in den damaligen außergewöhnlichen Umständen begründeten Unterschiede: Die Triebkräfte für das Tun der meisten unserer Toten, für den Aufstand des Gewissens waren: transzendente Bindung, Glaube, Menschlichkeit, Liebe zum Vaterland.
Lasst uns in gleicher Gesinnung, im Versuch gleicher Haltung, mit Courage und Zivilcourage die Aufgaben des Tages erfüllen! Dann ehren wir unsere Toten, dann dienen wir Deutschland in der rechten Weise!