"Er ist das Licht der ganzen Welt."
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Karl Meyer
„Er ist das Licht der ganzen Welt.“
Einführung in den Gottesdienst von Pater Dr. Karl Meyer, OP am 20. Juli 2006 in der Gedenkstätte Plötzensee, Berlin
Liebe Schwestern und Brüder!
Pastor Carsten Bolz und ich - begrüßen Sie alle sehr herzlich hier in Plötzensee. Wir sagen Ihnen allen zu: Der Herr ist mit euch. Und hier an diesem Ort wünschen wir Ihnen, dass ER alles bisherige Maß seiner Zuwendung und Nähe übertreffe und dass ER - mehr als Sie es zuvor erfahren haben - mit Ihnen sei.
Ein schöner Morgen ist uns heute beschieden, er scheint einen schönen ja übervollen Tag anzukündigen. Wir nehmen ihn dankbar an, sehen das Zeichen des Lichtes noch tiefer und vertrauen dem Herrn an die leuchtenden Augen, die sich auf die Wiederbegegnung freuten, die offenen Herzen, mit denen wir uns in diesen Tagen beschenken möchten. Tag wird es ja nach rabbinischer Weisheit, wenn du einen anderen Menschen anschaust und darin deinen Bruder oder deine Schwester erkennst.
Solch ein schöner Tag - Sophie Scholl steht sinnend an einem Frühlingsmorgen 1943 am Fenster des Gefängnisses Stadelheim. Die 22-jährige schaut hinaus: Solch ein schöner Tag - und ich muss gehen.
Die schöne Sonne, die leuchtenden Augen sind wunderbar – und sind doch nicht alles. Es gibt den Glanz der göttlichen Wahrheit. Der eröffnet eine neue Dimension. Der fordert heraus und kann einsam machen.
Es ist Jesus Christus selbst. Wir singen von ihm:
Er ist das Licht der ganzen Welt,
der jedem klar vor Augen stellt,
den hellen, schönen, lichten Tag,
an dem er selig werden mag.
Der Tag, den er vor Augen stellt, ist der Tag, an dem die Entscheidung für das Gebot Gottes gefallen ist.
Von dem Gebot gilt:
So trostreich, so gerecht und wahr,
so licht und mehr als sonnenklar – erhellt es unser Leben.
Er befähigt Menschen, das Gesetz „Leben in Fülle für alle“ zu sehen und ihm Raum zu verschaffen.
Sophie Scholl ist einer der Menschen, die diesen Blick trotz aller Irrlichter bewahrt haben. Manche andere, denen wir besonders verbunden sind, hatten auch diese Gnade. Sie alle wollten das Licht nicht für sich behalten. Das Licht der Wahrheit war ihnen alles wert, auch den Verlust des irdischen Lichtes.
Wir sind ihnen dankbar für ihr Leben und Sterben, denn sie bringen Licht auch in unser Leben.
Das ist heute sehr wichtig:
Die Menge gegenwärtig vermarkteter und verbreiteter Daten macht alles gleich-gültig.
Die Berühmtheiten unserer Tage beanspruchen die Aufmerksamkeit der Menschen, so dass wenig Platz mehr bleibt für bedeutende Menschen vergangener Zeiten. 62 lange Jahre ist der 20. Juli 1944 her: Für junge Menschen eine unvordenkliche Zeit. Die Polizisten in Pretzien wussten nicht mehr, wer Anne Frank ist, als ihnen gemeldet wurde, Anne Franks Buch werde verbrannt.
Mehr noch: Es ist schon vielen Menschen unserer Breiten nicht mehr bekannt, wer Jesus von Nazareth ist.
Wir haben die Gnade, IHN zu kennen und mit Menschen verbunden zu sein, die aus der Kraft Jesu Christi in Deutschlands dunkelster Zeit letzte Verantwortung für andere übernommen haben. Wir wollen ihrem Licht in uns Raum geben, damit es schöner, heller lichter Tag bei uns werde und durch uns das wahre Licht auch für andere leuchtet.
Karl Meyer
„Er ist das Licht der ganzen Welt.“
Einführung in den Gottesdienst von Pater Dr. Karl Meyer, OP am 20. Juli 2006 in der Gedenkstätte Plötzensee, Berlin
Liebe Schwestern und Brüder!
Pastor Carsten Bolz und ich - begrüßen Sie alle sehr herzlich hier in Plötzensee. Wir sagen Ihnen allen zu: Der Herr ist mit euch. Und hier an diesem Ort wünschen wir Ihnen, dass ER alles bisherige Maß seiner Zuwendung und Nähe übertreffe und dass ER - mehr als Sie es zuvor erfahren haben - mit Ihnen sei.
Ein schöner Morgen ist uns heute beschieden, er scheint einen schönen ja übervollen Tag anzukündigen. Wir nehmen ihn dankbar an, sehen das Zeichen des Lichtes noch tiefer und vertrauen dem Herrn an die leuchtenden Augen, die sich auf die Wiederbegegnung freuten, die offenen Herzen, mit denen wir uns in diesen Tagen beschenken möchten. Tag wird es ja nach rabbinischer Weisheit, wenn du einen anderen Menschen anschaust und darin deinen Bruder oder deine Schwester erkennst.
Solch ein schöner Tag - Sophie Scholl steht sinnend an einem Frühlingsmorgen 1943 am Fenster des Gefängnisses Stadelheim. Die 22-jährige schaut hinaus: Solch ein schöner Tag - und ich muss gehen.
Die schöne Sonne, die leuchtenden Augen sind wunderbar – und sind doch nicht alles. Es gibt den Glanz der göttlichen Wahrheit. Der eröffnet eine neue Dimension. Der fordert heraus und kann einsam machen.
Es ist Jesus Christus selbst. Wir singen von ihm:
Er ist das Licht der ganzen Welt,
der jedem klar vor Augen stellt,
den hellen, schönen, lichten Tag,
an dem er selig werden mag.
Der Tag, den er vor Augen stellt, ist der Tag, an dem die Entscheidung für das Gebot Gottes gefallen ist.
Von dem Gebot gilt:
So trostreich, so gerecht und wahr,
so licht und mehr als sonnenklar – erhellt es unser Leben.
Er befähigt Menschen, das Gesetz „Leben in Fülle für alle“ zu sehen und ihm Raum zu verschaffen.
Sophie Scholl ist einer der Menschen, die diesen Blick trotz aller Irrlichter bewahrt haben. Manche andere, denen wir besonders verbunden sind, hatten auch diese Gnade. Sie alle wollten das Licht nicht für sich behalten. Das Licht der Wahrheit war ihnen alles wert, auch den Verlust des irdischen Lichtes.
Wir sind ihnen dankbar für ihr Leben und Sterben, denn sie bringen Licht auch in unser Leben.
Das ist heute sehr wichtig:
Die Menge gegenwärtig vermarkteter und verbreiteter Daten macht alles gleich-gültig.
Die Berühmtheiten unserer Tage beanspruchen die Aufmerksamkeit der Menschen, so dass wenig Platz mehr bleibt für bedeutende Menschen vergangener Zeiten. 62 lange Jahre ist der 20. Juli 1944 her: Für junge Menschen eine unvordenkliche Zeit. Die Polizisten in Pretzien wussten nicht mehr, wer Anne Frank ist, als ihnen gemeldet wurde, Anne Franks Buch werde verbrannt.
Mehr noch: Es ist schon vielen Menschen unserer Breiten nicht mehr bekannt, wer Jesus von Nazareth ist.
Wir haben die Gnade, IHN zu kennen und mit Menschen verbunden zu sein, die aus der Kraft Jesu Christi in Deutschlands dunkelster Zeit letzte Verantwortung für andere übernommen haben. Wir wollen ihrem Licht in uns Raum geben, damit es schöner, heller lichter Tag bei uns werde und durch uns das wahre Licht auch für andere leuchtet.