Immer wieder haben sich Einzelne gegen Diktaturen gewehrt

Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Annemarie Renger

Immer wieder haben sich Einzelne gegen Diktaturen gewehrt

Rede der Vorsitzenden des Zentralverbandes Demokratischer Widerstandskämpfer- und Verfolgtenorganisationen (ZDWV) Dr. h.c. Annemarie Renger am 19. Juli 2003 in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin aus Anlass der Eröffnung der Ausstellung „Gegen Diktatur - Demokratischer Widerstand in Deutschland 1933-1945/1945-1989“

Sehr geehrte Damen und Herren,

lieber Hans Koschnick,

meine Damen und Herren vom Internationalen Auschwitz Komitee

lieber Noach Flug,

ich freue mich, Sie heute zur Eröffnung der Ausstellung „Gegen Diktatur - Demokratischer Widerstand in Deutschland“ in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand begrüßen zu können. Wir eröffnen heute eine Ausstellung, deren Vorarbeiten im Zentralverband Demokratischer Widerstandskämpfer und Verfolgtenorganisationen (ZDWV) bis in das Jahr 1998 zurückgehen. Am 16. Dezember 1998 legte Dieter Rieke Überlegungen „für die Gestaltung einer dokumentarischen Ausstellung über Widerstand und Verfolgung unter der nationalsozialistischen und kommunistischen Diktatur in Deutschland“ vor. Wir, die an diesem Projekt Beteiligten im ZDWV, waren der Meinung, dass es erforderlich sei, vor allem junge Menschen über den Widerstand gegen beide Diktaturen zu informieren. Am 6. Februar 2000 legte unser Freund Dr. Heinrich Potthoff ein erstes Umsetzungskonzept vor.

Der ZDWV war daran interessiert, dass an diesem Projekt kompetente Partner beteiligt sein würden. Dazu gehörte die Friedrich-Ebert-Stiftung, dazu gehörte als entscheidender Partner die Gedenkstätte Deutscher Widerstand und - unabdingbar für die Finanzierung - auch die Bundesbeauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung. Ohne die Mittel der Beauftragten für Kultur und Medien wäre dieses Projekt nicht realisierbar gewesen.

Im Sommer 2000 war es dann soweit, dass mit der Abstimmung der Beteiligten - ich darf die Namen dankbar erwähnen: Dieter Rieke, Heinrich Potthoff, Karl Wilhelm Fricke und Michael Schneider - über das Konzept mit der Verwirklichung des Vorhabens begonnen werden konnte.

Der ZDWV konnte nur Anreger sein. Die Realisierung einer solchen Ausstellung musste und wollte der ZDWV „Profis“ überlassen, so dass der Erfolg auch programmiert war. In den Händen von Dr. Johannes Tuchel und Dr. Bernd Florath von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, so war ich überzeugt, konnte dieses anspruchsvolle Projekt nur erfolgreich sein. Und das hat sich bestätigt.

Zur Ausstellung selbst möchte ich eine kurze Bemerkung machen. Wir setzen die beiden Diktaturen in Deutschland nicht gleich. Beide Diktaturen haben unterschiedliche Beweggründe und unterschiedliche Ziele. Beide Systeme haben die Not, Hoffnung oder Überzeugung der Menschen missbraucht, sie in die Irre geführt und Millionen haben sich in die Irre führen lassen. Doch immer wieder haben sich Einzelne gegen Diktaturen gewehrt. Die Ausstellung, so denke ich, wird das verdeutlichen.

Dem Widerstand in der Diktatur sind Grenzen gesetzt. Er wurde mit Konzentrationslager, Zuchthaus, Gefängnis oder dem Tod bedroht. Dennoch wurde Widerstand versucht, denken wir nur an die Geschwister Scholl, denken wir an Männer wie Kurt Schumacher oder Otto Wels. Erinnern wir an Namen wie Robert Havemann oder Matthias Domaschk.

Unser Ziel ist es, diese Ausstellung möglichst vielen Menschen nahe zu bringen, vor allem jungen Menschen. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert und ich denke, die Gestaltung von Prof. Hans Peter Hoch und Andreas Hoch wird dazu beitragen, die Vielfalt der Informationen ebenso angemessen wie interessant zu vermitteln. Wir hoffen, dass die Ausstellung in vielen Schulen, Hochschulen, Volkshochschulen und anderen öffentlichen Einrichtungen zu sehen sein wird.

Am 8. September 2003 wird diese Ausstellung zusammen mit einer Ausstellung des Westpreußischen Landesmuseums über Kurt Schumacher, den Sohn Kulms an der Weichsel, im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages gezeigt und mit einer Ansprache des Präsidenten des Deutschen Bundestages eröffnet werden. Zum 3. Oktober 2004 wird die Ausstellung in der Erinnerungsstätte für die deutschen Freiheitsbewegungen in Rastatt zu sehen sein. Wir hoffen, dass noch viele andere Orte folgen werden.

Seit dem heutigen Tage ist die gesamte Ausstellung - mit weiteren Ergänzungen - unter www.gegen-diktatur.de im Internet zu sehen. Es ist das erste Mal, dass der ZDWV dieses Medium nutzt, aber diese Ausstellung lud gerade dazu ein. Ich möchte schließen mit dem nochmaligen Dank an Dieter Rieke für seine entscheidenden Anregungen, an die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien für die Finanzierung dieses Projekts, an die Gedenkstätte Deutscher Widerstand für die Kooperation und Umsetzung und an Hans Koschnick, dem Vorsitzenden der Vereinigung „Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.“, der uns einige grundsätzliche Gedanken zum Widerstand in beiden deutschen Diktaturen vorstellen wird.







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