Je dunkler die Nacht - desto heller die Sterne!

Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Karl Ibach

Je dunkler die Nacht - desto heller die Sterne!

Begrüßungsansprache des Ersten Vorsitzenden des Zentralverbandes Demokratischer Widerstandskämpfer- und Verfolgtenorganisationen (ZDWV) Karl Ibach am 20. Juli 1978 in der Stadthalle Bonn-Bad Godesberg

Meine Herren Minister, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde aus dem In- und Ausland! Namens des Zentralverbandes demokratischer Widerstandskämpfer und Verfolgtenorganisationen habe ich die Ehre, Sie in der heutigen Feierstunde recht herzlich zu begrüßen und Ihnen für Ihre Anwesenheit zu danken.

Mein besonderer Gruß und Dank gilt den Rednern des heutigen Abends:

- dem Staatsminister im Auswärtigen Amt, Herrn Dr. Klaus von Dohnanyi,

- dem Finanzminister des Landes Niedersachsen, Herrn Walther Leisler Kiep,

- und dem Präsidenten des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner Deutschlands, Herrn Karl Weishäupl.

Wie alljährlich haben wir uns wiederum hier versammelt, um des Widerstandes gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft zu gedenken.

Angesichts einer fast überschwappenden Welle von Versuchen, das sogenannte Dritte Reich zu verharmlosen oder sogar zu rechtfertigen, ist es erst recht unsere besondere Pflicht und Aufgabe, die Erinnerung an den aufopferungsvollen, heldenmütigen Widerstand gegen Hitler aufrechtzuerhalten und zu pflegen.

Aber nicht nur der Blick des Gedenkens zurück ist unsere Aufgabe, sondern auch die wachsame Beobachtung der Gegenwart, wo wir mancherlei Anlass zu ernster Sorge finden.

Dabei beunruhigen uns Polit-Hasardeure wie Manfred Roeder und Erwin Schönborn mit ihren traurig-kriminellen Sekten weniger als vielmehr

die skandalösen Vorgänge um den Maidanek-Prozess in Düsseldorf,

die Verharmlosungsorgien um Hitler-Filme, -Bücher und -Schallplattenserien,

die unübersehbare Mitleids- ja sogar Sympathiewelle für Herrn Kappler (Mitleid immer nur mit den Henkern, nicht mit den Opfern),

die unverständlichen Verwaltungsgerichtsurteile, die Verbote von provozierenden NPD-Demonstrationen aufheben und damit den Neonazis billige Triumphe bescheren,

die Flut von SS-Treffen, die von politischer, militärischer und gesellschaftlicher Prominenz als honorig begrüßt werden.

Kraft unserer geschichtlichen Legitimation wenden wir uns gegen Unrecht und Gewalt, wo diese uns entgegentreten - auch in unserer Zeit, denn Idee und Tat des Widerstandes gegen Unrecht und Gewalt ist eine politisch-geistig-moralische Kategorie, die in allen Zeiten Gültigkeit hat.

So erheben wir unsere Stimme auch gegen den unerhörten Missbrauch des Begriffs des Widerstandes und des politisch Verfolgten durch kriminelle Gewalttäter und Terroristen, die in einer freien, demokratischen Gesellschaft unschuldige Menschen entführen und ermorden.

Wir erfüllen das Vermächtnis des Widerstandes, indem wir allen Erscheinungen der Intoleranz, der Willkür und der politischen Vergesslichkeit den unerbittlichen Kampf ansagen.

Für die Männer und Frauen aber, die in Deutschlands dunkelster Zeit durch ihr Opfer den Gedanken der Menschlichkeit und der Freiheit wach hielten, gilt immer noch das großartige Dichterwort:

Je dunkler die Nacht - desto heller die Sterne!






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