Sie haben ihr Leben gegeben

Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Karl Meyer

Sie haben ihr Leben gegeben

Einführung in den Gottesdienst von Pater Dr. Karl Meyer OP am 20. Juli 1996 in der Gedenkstätte Plötzensee, Berlin

Pastor Carsten Bolz und ich begrüßen Sie und heißen Sie hier willkommen. Gruß und Willkommen geschehen nicht in unserem eigenen Namen, sondern im Namen Jesu Christi des Herrn.

Wir versammeln uns am 52. Jahrestag, da eine nicht geringe Zahl von Männern und Frauen, die in alle Gruppen des deutschen Volkes verwoben war, einen letzten und offenkundigen Einsatz um des Menschen willen gemacht hat, und für uns Menschen und um unseres Heiles willen ist ER vom Himmel herabgestiegen.

Wir versammeln uns in Plötzensee. An diesem Ort haben viele nicht ihr Leben verloren, wie bisweilen formuliert wird, sondern ihr Leben gegeben. Und mehr als alle andern hat Jesus sein Leben gegeben. Deswegen nennen wir ihn den Christus, den Gesalbten, den endgültigen Menschen.

Erinnerte und geteilte Not und Trauer bedrücken manche von uns. Vielfältige Verzweiflung von Menschen, die unsere Gesellschaft spaßwütig macht, wie Joachim Gauck gestern Abend formuliert hat, die Spiele als Lebenselixier hat und durch Spiele vereint wird, bedroht uns erneut.

Wir wollen angesichts all dessen Erinnerung begehen, an Tod und Auferstehung Jesu Christi, die der Menschheit als zentrales Erbe eingezeichnet sind. Wir feiern Erinnerung an Menschen, die in das Geheimnis seines Weges für uns Menschen eingetreten sind, und die mit Jesus im Andenken Gottes stehen. Unser Andenken ist davon ein schwaches Abbild.

Auf die Feier des Vermächtnisses Jesu können wir an dieser Stelle nicht verzichten. Noch einmal holt uns hier menschliche Schuld ein. Wir Christen tragen das Zeichen langen und tiefgehenden Zerwürfnisses mitten in dem, was uns ganz wichtig ist. In der getrennten Feier des Abendmahles, der Eucharistie – unter denselben Worten – kommt sie schmerzlich zum Austrag.

Wir wollen uns dabei in Ehrfurcht, gemeinsamen Gebet und Lied begleiten, damit um des Menschen willen Trennung überwunden werde.







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